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Der Lokalbahnzug: Die Fahrwerke Teil 1

Hallo zusammen,
wie schon beim Glaskasten Thema angekündigt starte ich eine "Serienfertigung" von vier Lokalbahnwagen aus Scholze Bausätzen. Da das Fahrgestell von den drei CL14 und dem PwL02 das Gleiche ist, kann man schon von einer Serie sprechen. Einen CL14 habe ich vor einem Jahr schon mal zusammengebaut und erste Erfahrungen gesammelt, die ich bei den nun folgenden Wagen einfließen lasse. Hier ein Foto davon im Messinglook, jedoch noch ohne Räder:

So ein Bausatz kommt sauber eingepackt inklusive Bauanleitung an:

Der Bausatz umfasst alle Teile einschließlich Inneneinrichtung (als einziges aus Kunststoff), vorgelötetem Chassis, Gussteile, Fenster, Räder, Federbronze für die Tragfedern, alle notwendigen Ätzteile und eine detaillierte Bauanleitung.

Aufgrund der hohen Qualität der Teile und des bereits gelöteten Rahmens finde ich den Preis für den Bausatz nicht billig, aber den Preis wert. By the way: Ich bekomme von Werner Scholze keine Provision oder sonstige Zuwendungen, weil ich dieses Thema hier poste. Ich mache das, weil ich auf meinen ersten Wagen sehr positive Resonanz bekommen habe und ich annehme, dass daher das Thema sicher für viele interessant ist.
Da alle Teile des Chassis sowie von Dach und Wagenkasten aus Messing sind, wird gelötet. Meine persönliche Präferenz ist Flammlöten mit Lötwasser und 0,5er Elektronik-Lötzinn mit Flussmittel und so werde ich die Modelle auch erstellen.
Das wär's erst mal zum Start des neuen Themas. Weiter geht es dann mit dem "Anreichern" des vorgelöteten Waggonrahmens!

 

22. März 2020  Montage der Federpakete

 

Hallo zusammen,
Inzwischen habe ich meine Löt- und Montagevorrichtung auf eine Siebdruckplatte geschraubt, damit mehr Stabilität gewährleistet ist. Die Platte ist zwar relativ groß, in kann aber die zu verbauenden Teile und das benötigte Werkzeug darauf abstellen und die Vorrichtung ist in der Längsrichtung auch noch erweiterbar bis zu einem Vierachser-Rahmen. Bei dieser Länge würde ich aber dann mit 5 mm Führungen arbeiten.
Die Bauanleitung von Werner Scholze habe ich mir noch mal durchgelesen. Er empfiehlt, zuerst mal die Federpakete zusammenzubauen. Auch wenn ich das Ausprobieren meiner Vorrichtung eigentlich nicht erwarten konnte, habe ich das so gemacht. Meine Erfahrungen bei Zusammenbau der Federpakete:
Zuerst die Vollständigkeit der Federblätter überprüfen. Dazu habe ich die benötigten Federblätter pro Wagen erst mal ausgelegt:

Wenn man das Vierkantrohr nach dem Stapeln der Federblätter ohne Probleme draufschieben will, muss man an den Blättern die teilweise vorhandenen leichten Stanzgrate entfernen und die Mittelbohrung sauber entgraten. Nur dann liegen die Blätter sauber übereinander.
Das Fixieren des Federpakets durch Löten hat eine Schwierigkeit: Das Federpaket hat eine größere Masse als der 0.8er Messingdraht. Deshalb hat das beim Löten mit der Flamme erst mal nicht zufriedenstellend geklappt. Ich habe dann den Messingdraht länger gelassen, in den Schraubstock gespannt und ca. 5mm herausstehen lassen. Dann den Messingdraht mit der Flamme erhitzen (aber nicht bis zum Abschmelzen ) und sobald das Lötwasser das dampfen anfängt, kurz ans Federpaket gehen. Sobald das vorher aufgelegte Lot zu schmelzen beginnt, weg mit der Flamme. So sind dann an einem Tag die Federpakete für die vier Wagen und schmerzende Daumen- und Zeigefingerkuppen entstanden.

Das wär's mal wieder! Die nächsten Tage werde ich jetzt erst mal alle Fahrgestell-Teile der Wagen vom Gußbaum trennen und versäubern.

 

26. März 2020 Nachtrag zu den Federpaketen

 

Hallo zusammen,
meiner Erinnerung nach wurde in früheren Beiträgen öfters mal wegen der Vorspannung von Blattfedern und wie man die erreicht gefragt. Unsere Messingwagen sind ja doch relativ schwer und es sieht einfach nicht gut aus, wenn der Wagen fertig ist und die Blattfedern gerade oder gar andersrum verformt sind. Ich habe einige Versuche gemacht, die Federstreifen ausreichend zu biegen und unter Berücksichtigung des Rücksprungs nach dem Biegen meine Federbleche über runde Matritzen gebogen. Hierbei habe ich das Federblech an der Mitte (da ist die Bohrung) gehalten und nach links und rechts über die runde Form gestrichen. Es entsteht öfters ein Knick an der Bohrung, weil dies die schwächste Stelle des Teils ist. Das muss man dann von Hand ausrichten, bevor man die Federblätter zur Endmontage auffädelt.
Abhängig von der Länge der Federstreifen muss der Durchmesser der Matritze mit abnehmender Länge kleiner werden, damit die Durchbiegung der einzelnen Blätter zusammenpassen. Hier meine ermittelten Matritzenmaße im Einzelnen:


Länge des Federblechs   Durchmesser der Matritze
42,5 mm                             28 mm Durchmesser
35 mm                                28 mm Durchmesser
30, 24 und 19 mm             18 mm Durchmesser
12 mm                                14mm Durchmesser


Als Matritze kann alles verwendet werden, was in der Bastelkiste ist. Rundmaterial, Rohr, Buchsen etc. , Hauptsache der Durchmesser passt einigermaßen.

 

26. März 2020 Die Teile werden versäubert

 

Hallo zusammen,
Tja, die Vorzüge meiner Vorrichtung werde ich erst richtig merken, wenn ich nicht dauernd wieder an den Einzelteilen den Anguss, Ätzgrate und Bohrungen nacharbeiten muss, sondern Teil für Teil festspannen und einfach löten kann.
Also: Erst mal alle Teile sortieren und alle für das Fahrgestell relevante Teile aus den Bausätzen raussuchen. Erfreulicherweise hatte ich noch einen freien Sortierkasten rumstehen, in den ich dann die fertig bearbeiten Teile einsortieren kann.
Wagen für Wagen habe ich dann die Teile bearbeitet. Nach zwei Tagen Arbeit war es soweit: Alle Teile für die Fahrgestelle sind bearbeitet und einsortiert:

Jetzt brauchen meine Finger erst mal ein bisschen Ruhe und Handcreme , aber ich freue mich schon auf morgen, wenn ich endlich das Löten beginnen kann.

 

27. März 2020  Die Rahmen werden gelötet!

 

Hallo zusammen,
nachdem sich meine Fingerkuppen etwas erholt haben, starte ich jetzt das Anlöten der Achslagerführungen und Kastenträger. Vorab noch ein paar Festlegungen zum Lötvorgang:
Das Löten von Messingmodellen mache ich immer schon mit der Flamme. Es gab bisher keinen Grund auf den Lötkolben auszuweichen, ich habe mir allerdings ein Widerstandslötgerät bestellt. Ich kann mir vorstellen, dass das besser geht bei kleineren Umfängen.
Gearbeitet wird mit Lötzinn S-Sn60Pb39Cu1 mit 0,5 mm Durchmesser und Lötwasser mit Wirkungsbereich 150 bis 400 Grad Celsius
Die Lötstellen werden vorher mit dem Glasfaserstift gereinigt (Filtermaske bei größeren Arbeiten nicht vergessen)
Die Lötstellen werden mit Lötwasser eingestrichen und das Lötzinn als kleine Stücke abgeschnitten und ans Werkstück angelegt. Durch die Kapillarkraft des Lötwassers bleibt das Lot auch beim Bewegen des Werkstücks vor Ort.
Der Vorteil dieser Methode ist meiner Meinung nach darin zu sehen, dass ich sehe, wenn das Lot geflossen ist und sofort mit der Flamme vom Werkstück weggehen kann. Ausserdem kann ich die Menge des Lötzinns an der Lötstelle besser bemessen und ggf. etwas mehr zugeben, falls notwendig.
Das ist mein Verfahren, mit dem ich gute Erfahrungen gemacht habe. Sicher habt ihr euren eigenen Favoriten und das ist auch in Ordnung. Ich beschreibe das Löten hier ein bisschen ausführlicher, vielleicht traut sich dann der eine oder andere zu, es auch mal zu versuchen. Keinesfalls möchte ich "alte Hasen" belehren oder langweilen!
Schritt 1:
Einspannen des Rahmens in meine Vorrichtung. Der Rahmen ist an den Pufferbohlen mit jeweils zwei Schrauben in der Vorrichtung fixiert.

Schritt 2:
Reinigen der Lötstellen mit dem Glasfasterpinsel. Das ist zwar immer eine Sauerei, aber die Entfernung der Oxidschicht ist meiner Meinung nach für eine gute Lötverbindung erforderlich. Die zu reinigenden Stellen sind die Längsträger im Profil, die Anlagestellen für die Achslagerführungen am Längsträger, die Längsträger selbst und der an dieser Stelle ebenfalls einzulötende Kastenträger.