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Der Lokalbahnzug: Die Oberflächenbehandlung

10. Mai 2020  Sandstrahlen

 

Hallo zusammen,
tja, vor dem Lackieren hat der Herr das Reinigen gestellt. Als Vorgehensweise habe ich festgelegt, erst mal einen Wagen komplett durchzuziehen und dann die Erfahrungen bei den anderen zu nutzen. Ich habe mich dazu entschlossen, die Reinigung und Entfernung überschüssigen Lots per Strahlen zu machen. Leider habe ich da bisher schlechte Erfahrungen gemacht, gehe diesmal vorsichtiger ran und habe mir selbst eine Tisch-Strahlkabine sowie einen Airbrush-Cleaner besorgt. Die Strahlkabine gibt's in ähnlicher Ausführung von etwa 70 - 120 Euro. Ich habe eine für 98 Euro genommen, der Airbrush Cleaner ist über AMAZON für 30 Euro ins Haus gekommen.

Solche Strahlkabinen sind ja in erster Linie für größere Teile konfiguriert und die enthaltene große Strahlpistole ist genau das Richtige für Autoteile oder für Teile meiner Spur7 Dampflok. Für unsere filigranen Erzeugnisse ist das fast tödlich (ich muss das Führerhaus meiner Gerard 70ger nochmal auseinandernehmen und neu aufbauen). Der kleine Airbrush-Cleaner hat das Strahlgut-Reservoir ja an der Airbrush selbst, von daher brauche ich nur Druckluft-Versorgung. Ich habe mir daher in die Kabine am Luftanschluss eine Kupplung gebaut, mit der ich je nach Bedarf die große oder die kleine Pistole anschließen kann:

Der Airbrush-Cleaner ist eine einfache Konstruktion, Double Action wird nicht benötigt, die Stellschraube für die Strahlgut-Menge ist im Deckel des Reservoirs eingelassen. Mehr braucht's nicht, weil die Druckluft-Versorgung ja am Kompressor eingestellt wird. Der mitgelieferte Schlauch enthält noch einen Kondenswasser-Abscheider, also ist auch das sichergestellt.
Als Strahlgut habe ich Aluminiumoxid verwendet, das ist keramischen Ursprungs:

Die Bezugsquelle war wieder AMAZON wegen CORONA und geschlossenen Geschäften. Hier der Aufkleber, falls es jemand interessiert:

Es war in der Packung der Airbrush ein Döschen geringfügig gröberes Strahlgut enthalten, das ich erst mal aufgebraucht habe. Dann musste ich die Strahlmenge reduzieren, weil beim o.g. Strahlgut auis der 1kg Dose das Reservoir ziemlich schnell leer gewesen ist. Es war halt feiner.....
Der Airbrush Cleaner hat eine Düse von 0,5 mm und ich habe das beste Ergebnis zwischen 3 und 4 bar Luftdruck erzielt. Wenn es weiter runtergeht, ist das Ergebnis nicht mehr so gut. Meiner Erfahrung nach ist man ständig versucht, während des Strahlens immer näher an das Objekt ran zu gehen. Da muss man aufpassen, auch wenn bei der kleinen Düse nicht gleich was passiert. Man kann aber die ruhige Hand schon mal für's Lackieren trainieren! Hektik ist hier nicht angesagt.
Mit so einem Airbrush Cleaner dauert das Strahlen des ganzen Wagens etwa 2 Stunden, dafür verzieht sich nichts und es lösen sich keine Teile ab. Die meiste Zeit geht für's Fahrwerk drauf. Da machen sich die vielen Einzelteile und verborgenen Winkel bemerkbar.
Aufgrund des schönen Wetters habe ich die Strahlkabine auf meine Workmate gestellt, den Kompressor daneben. Das hatte den Vorteil, auch optimales Licht beim Arbeiten zu haben.
Das Ergebnis sieht dann nach dem Strahlen und Spülen im Spülmittel-Wasser so aus:

Danach habe ich die beiden Teile sofort in Gefrierbeutel verpackt, lackiert wird dann ab morgen.
Das war's wieder mal. Vielleicht helfen euch die Angaben, es auch mal zu versuchen.

 

11. Mai 2020  Ätzprimer

 

Hallo zusammen,
wie man wieder mal sieht, führen viele Wege nach Rom und das ist gut so für‘s Forum!
Habe mir heute bei PROSOL den SIKKENS Wash Primer 1K CF besorgt, allerdings nur im 1kg Gebinde erhältlich (40 € bei 30% Rabatt) Ich werde das in kleinere Gebinde so um 100ml aufteilen, kühl lagern und hoffe, dass das Zeug dann länger hält. Alle diese Primer sind hochgiftig und müssen vorsichtig angewandt werden. Mal sehen, wie sich das mit der Airbrush spritzen lässt. Ich berichte euch, wie es für unsere Zwecke zu verarbeiten ist, wenn der erste Wagen grundiert ist. Vorher mache ich aber noch ein paar Versuche wegen der Verträglichkeit.

 

12. Mai 2020  Grundieren

 

Hallo zusammen,
der Wash Primer ist meines Erachtens das gleiche wie der Etch Primer und wird für Spotrepair in der Autoreparatur verwendet, besonders dann, wenn bis zum Blech durchgeschliffen wurde. Ich habe mir erst mal eine kleine Menge in ein 110ml Glas abgefüllt. Ups, dachte ich mir, der ist ja grün, aber was soll's. Der Primer ist relativ dünnflüssig und deshalb habe ich erst einen Versuch mit einem Messingblech ohne Verdünnung durchgeführt. Der Versuch war recht lustig, weil das Ding beim Spritzen mit der Airbrush dermaßen Fäden gezogen hat, die dann im Spritznebel am Blechrand tanzten, dass man auch meinen könnte, ich hätte Spinnweben am Blech drangelassen!
Damit war klar: Es muss verdünnt werden. Die nächsten Versuche ergaben dann ein Mischverhältnis von ca. 3:1, also 3 Teile Primer und 1 Teil Nitroverdünnung. Da ich für den Farbauftrag Weinert-Farben verwenden will, habe ich mit dem Blech dann noch eine Verträglichkeitsprüfung vorgenommen und verschiedene Farben auf die getrocknete Grundierung aufgebracht. Es ergaben sich keine Ablösungen oder ähnliches. Damit war auch das geklärt. Für Michael: Auch die Reinigung der Airbrush war kein Problem, es gab keine Rückstände, die mechanisch entfernt werden müssten.
Der Primer trocknet extrem schnell (ca. 20 min), trotzdem werde ich lieber einen Tag warten, bis ich das Lackieren beginne. Es ergab sich mit dieser Konfiguration bei 2 bar Spritzdruck am Manometer und 0,4er Düse eine sehr gute Oberfläche, besonders auch an den Kanten. Soweit zu den Brauchbarkeits-Versuchen.
Noch ein Wort zu meiner selbst gebauten Spritzkabine mit Absaugung. Im Internet hatte ich einen Bauvorschlag gefunden, der als Basis Plexiglas-Wände wegen der besseren Lichtverhältnisse und als Absaugung eine einfache Küchenabzugshaube verwendete. So was wollte ich auch. Als Drehteller dient ein ehemaliger Computer-Monitor Ständer. Da ich beim Einrichten meiner Werkstatt schon einen Abzug nach außen eingebaut hatte, war auch das kein Problem. Vor dem Lackieren kleide ich die Wände und Decke mit Frischhaltefolie aus, damit das Plexiglas nicht schon bald undurchsichtig ist. Die Folie halte ich mit kleinen Magneten in Form, damit nichts auf die Lackierteile fällt.

Das Grundieren habe ich mit dem Wagenkasten begonnen. Also erst mal mit Bremsenreiniger (Waschbenzin aus der Sprühdose) abgespritzt und ablüften lassen. Zuerst war das Spritzbild o.k., allerdings hat sich das nach ca. 10 min geändert das Spritzbild war auf einmal grober und es erschienen auch wieder kleine "Spinnweben". Ich führe es darauf zurück, dass ich den Farbbehälter zum einfacheren Nachfüllen der Airbrush offen gelassen habe, das Lösemittel sich teilweise verflüchtigt hat und die Farbe dadurch wieder etwas dicker geworden ist. Die Absaugung hat möglicherweise auch dazu beigetragen, es ist ja ein ständiger Luftstrom da. Da das aber erst beim Spritzen des Innenbereichs des Wagenkastens passiert ist, war das nicht so schlimm. Der grundierte Wagenkasten sieht so aus:

Beim Fahrgestell habe ich dann die Erfahrung beim Wagenkasten genutzt und aufgepasst, dass die Farbdose immer gleich wieder geschlossen wurde. Ebenso habe ich die Zugabe von Nitroverdünnung etwas erhöht. Jetzt blieb das Spritzbild gleichmäßig und so konnte ich ein gutes Ergebnis erzielen trotz der vielen Kanten und Details:

Jetzt heißt es Geduld haben und bis morgen warten, bevor lackiert wird!

18. Mai 2020 Die Lackierung

 

Hallo zusammen,

nach drei Tagen seit dem Bericht über das Grundieren nun alles Weitere zum Lackieren. Als erstes habe ich noch mal die Farben zusammengestellt. Dieser Wagen soll einer der Epoche IIIb um 1960 werden.

  • Innenraum: Beige RAL-1001
  • Fensterrahmen: Braunbeige RAL-1011
  • Fahrwerk: Tiefschwarz RAL-9005
  • Dach: Eisengrau RAL-7011
  • Wagenkasten: Flaschengrün RAL-6007 (der Vorbildwagen wurde 1961 ausgemustert, ich glaube nicht, dass man den noch Chromoxydgrün lackiert hat)

Die Reihenfolge beim Lackieren ist natürlich auch wichtig, gerade wegen des Maskierens. Folgende Reihenfolge habe ich mir unter Berücksichtigung der Trockenzeiten ausgedacht:

  1. Innenraum des Wagenkastens
  2. Fahrwerk
  3. Dach des Wagenkastens
  4. Seiten- und Stirnwände des Wagenkastens

Das Dach habe ich deshalb vor den Seitenwänden lackiert, weil ja die Unterseiten des Dachs über den Plattformen auch lackiert werden müssen und mir das Maskieren so rum einfacher erschien. Den Bogen der Stirnwände vor dem Spritzen des Dachs abzudecken erschien mir schwieriger als als andersrum. Das ist auch so eingetroffen.

Vom Innenraum habe ich leider keine Bilder, aber das war auch nicht sehr schwierig. Man musste ja nur die Fenster von außen abdecken und konnte dann gleich lackieren. Da die Flächen ja doch größer waren, habe ich diesmal eine "Airbrush" mit Düse 0,5 bei 2,5 bar Spritzdruck verwendet. Die Lackmischung war in etwa 2:1. Die SATA Decor hat ein einwandfreies Spritzbild, auch wenn die schon älter ist und man kann die Lackmenge sehr gut regulieren: